Gravitation der Gedanken

Wirkzentren und die Magie der Gravitation
(Anziehung durch Raumkrümmung)

Vor einem knappen Jahr, am 23.7.21, kam mir wohl das erste Mail die Idee, dass nicht nur alles Leben auf der Erde ohne Gravitation kaum entstanden wäre, sondern dass im Speziellen auch der Fluss unserer Gedanken von einer Art Gravitation getrieben ist. Wir sagen, „Es ist nahe liegend, dass …“. Bei unseren Argumenten suchen wir am liebsten nach Prämissen, die allgegenwärtig für jeden zu greifen sind. Der Sog der Gedanken kann Positives und Negatives verheißen. Im Deutschland der 1930er Jahre muss die Krümmung des Gedankenraumes so gewaltig gewesen sein, dass nur die wenigsten überhaupt daran dachten, Juden könnten keine Untermenschen sein; so sei es ja nur fair, dass sie abtransportiert würden. Wohin aus welchen genauen Gründen auch immer. Die Masse war ja dafür. Genauso wie im Universum die massereichsten Objekte das Treiben bestimmen. Einem Schwarzen Loch kann man kaum entkommen, hat man sich einmal dem Ereignishorizont zu sehr genähert. Ganze Sonnen, die selbst für Planeten taktangebend sind, verschwinden in diesem vermeintlichen Nichts. Im Zentrum unserer Galaxie, der Milchstraße mit ihren ca. 300 bis 400 Milliarden Sternen, befindet sich ein solches Schwarzes Loch.

Die erste meiner drei Abbildungen im Artikel zeigt die Parallelität oder die Analogie von Objektiven im Universum in Bezug auf Objekte, die teils Subjekte sind, auf dem Planeten Erde.

Wir alle kennen die Einflusssphäre der Familie. Unseren Eltern sind wir zumeist zumindest als Kinder gefolgt. Oder haben uns ihren Anordnungen – mittels erhöhtem Energieaufwand – widersetzt. Politische, gesellschaftliche, kulturelle Systeme bestimmen das Leben der Menschen, die in diesen aufwachsen.


Zwei Galaxien wie „das Gute“ und „das Böse“

Man sagt ja manchmal so salopp: „Du scheinst in Deinem eigenen Universum zu leben!“
Ich möchte an dieser Stelle gar nicht so weit gehen und spreche von zwei Galaxien, die jeweils ihren Spin durch die unglaubliche Kraft der in ihren Zentren befindlichen Schwarzen Löcher bekommen. So wie auch unserer Milchstraße von einem Schwarzen Loch „angetrieben“ wird.

Wenn wir den russischen Präsidenten Putin mit einem Schwarzen Loch gleichsetzen, so ist es nicht verwunderlich, dass seine Ideologie zumindest im nahe gelegenen Reich der Russen für bare Münze genommen wird. Denn das Machtzentrum ist so groß, und wenn man so will, masseschwer, dass es hier quasi kaum ein Entrinnen gibt. Man sagt, die Russen dürfen nicht frei ihre Meinung sagen. Stimmt. Aber viele würden es selbst dann nicht tun, wenn sie es dürften. Die Gravitation, in diesem Falle die Krümmung des Gedankenraumes, ist viel zu extrem, als dass man hier überhaupt einfach mal auf andere Gedanken käme.

Entsprechend zeigt die zweite Abbildung „Gravitationslinien“, die mit größerer Entfernung von der verursachenden Masse sich weiten und somit die Wirkmacht mit wachsender Distanz nachlässt. Doch wir bekommen eine Ahnung davon, was da alles dran hängt.


Neue Zielgröße: Soziogentische Singularität

In meiner Philosophie der Ethischen Intelligenz, die ich seit 2018 zu ergründen, zu erbauen und zu begründen versuche, versuche ich Ethik und Intelligenz zusammen zu denken, wie es schon der Name bzw. die Kombination der beiden Namenskörper, zu suggerieren vermag. Eine komplette, reine Ethik oder Moral wird es nie geben. Aber das Paradigma, beide Kategorien, die Ethik und die Intelligenz zu verbinden, scheint mir ein hehres, ein logisches, ebenso nahe liegendes. Vielleicht ist mein persönlicher Gedankenraum ja schon soweit gekrümmt, dass mir die Kombination als nahe liegend erscheint.

Das sehe ich als eine Chance an. Unser Denken „nahe liegend“, assoziativ zu gestalten. Zu oft tun wir noch Dinge „auf der einen Seite“ und lassen Dinge „auf der anderen Seite“. Wir entwickeln die Digitaltechnik ohne ein Schimmer von den Möglichkeiten der KI (Künstliche Intelligenz) zu haben. Eines Tages wird man KI so ubiquitär einsetzen, wie wir es heute schon mit unseren Smartphones tun.

Gleichzeitig kann sich die Chance als Risiko darstellen. Wenn „alle“ Hurra brüllen, dann sollten wir uns fragen „Warum tun sie das?“ Nur, weil sie sich selbst dadurch besser fühlen? Vielleicht bekommen sie sogar einen neuen Job, wenn sie auch „hurra“ brüllen, in einem System, das bestimmte Personengruppen empor hebt, andere oder Menschen anderer Nationen hingegen missachtet. John Rawls (1921-2002) kam vielleicht zu spät zur Welt, da er Ende der 1970er Jahre mit dem Gedankenexperiment „Schleier des Nichtwissens“ sich Gedanken über eine gerechtere Welt machte (s.a. Gerechtigkeitstheorie).

Der Idee von konstruktiv besetzten Grundwerten für Gravitationszentren („positiv geladene“; wie Schulen, gesellschaftliche, politische Systeme wie Demokratie vs. Autokratie) möchte ich gerne die Balance von Intelligenz und Ethik ergänzen. Das ist sowieso die Grundidee meiner Philosophie. Im hiesigen Artikel verbinde ich nun diese Idee mit der Idee der Gravitation. Wenn sich Ethik in „greifbarer Nähe“ befindet, dann sind wir versucht, intelligente Lösungen eben mit dieser Ethik zu verbinden. Auf Intelligenz können und wollen wir sowieso nicht verzichten. Jede ethische Lösung sollte somit mit Intelligenz verbunden sein. Bauen wir etwas Neues, dann sollten wir zunächst nach ethisch-intelligent gekrümmten Räumen suchen, damit Gravitation hier gute Arbeit vollbringen kann. Die Soziogentische Singularität mag sich zu einer neuen Zielgröße entwickeln, die ein gleichberechtigtes Existieren nicht nur unter den Menschen, sondern unter allen Spezies und Soziogenten des Planeten Erde ermöglicht.

Text und Abbildungen: Michael M. Roth

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