Putin und die Ukraine: Hochmut kommt vor dem Fall

Aktueller Hinweis:
Am Dienstag, 1.3.22, 19:00 Uhr, findet das erste Onlinemeeting der Initiative
Ukraine Support Karlsruhe statt. Infos auf Facebook:
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Oder direkter Link zu meinem Zoom-Raum:
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„Hände weg von der Ukraine“ – so lautete eine der vielen Forderungen während einer zumindest für Karlsruher Verhältnisse großen Demonstrationsveranstaltung am 26.2.2022. Circa 850 Teilnehmer und Teilnehmerinnen sollen auf dem Schlossplatz Karlsruhe nahe des Karl-Friedrich-Denkmals zugegen gewesen sein. Der Deutsch-Ukrainische Verein (Ukrainer in Karlsruhe) hatte diese organisiert.

Was war passiert? Vier Tage zuvor, am 22.2.22, hatte der Präsident Russlands, Wladimir Putin, der sich mit diesem Datum wohl auch historisch Geltung verschaffen wollte, die beiden Verwaltungsgebiete der Ostukraine, Donezk und Luhansk, als unabhängige Republiken („DNR“ und „LNR“) anerkannt. Zur Erinnerung: Beide „Oblaste“ (Bezirke) befinden sich auf dem Territorium der Ukraine. Nach dem völkerrechtswidrigen Einmarsch (Putin damals schon heuchlerisch: „Das sind nicht unsere Truppen“) der russischen Armee auf die ukrainische Halbinsel Krim hatten prorussische Separatisten schon ihre neuen Republiken ausgerufen. Dieser östliche Teil der Ukraine war militärisch besetzt und entzog sich der Kiewer Verwaltung. Von 2014 bis 2022 also ein sowohl politisch als auch militärisch umkämpftes Gebiet.

Die abermals völkerrechtswidrige Anerkennung Putins dieser Teile der Ostukraine als eigenständige Republiken war ein weiterer Schock für die Welt. Die Russen hatten in den Tagen zuvor bereits umfangreiche Militärmanöver an den Grenzen Russland/Ukraine und Belarus (ja, der belarusische Diktator Lukaschenko ist beteiligt!) / Ukraine abgehalten. Mit einem riesengroßen Aufgebot von ca. 150.000 Mann. In Deutschland betonten noch die Linken, man solle Putin doch keine Kriegspläne unterstellen, schließlich würde die NATO für Russland auch eine Bedrohung darstellen. Einzig die USA waren dieses Mal, wie sich später herausstellen sollte, ziemlich präzise in ihrer Vorhersage, dass Russland die Ukraine überfallen wird. So richtig ernst nahm das keiner. Ein bisschen besorgt waren wir alle. Doch es würde ja schon nicht so schlimm kommen.

Sogar nach der Anerkennung Putins von DNR und LNR im Osten der Ukraine, nahm man den Überfall auf das gesamte Gebiet der Ukraine eher als worst worst worst Szenario an. Und doch trat dieses eklatante, nahezu außerhalb des gesunden Menschenverstandes liegende Szenario nur zwei Tage später ein. Von dort aus, wo eben noch die Militärübungen gemacht wurden, Russland, Krim, Belarus, begangen nun Raketenangriffe, und Panzer überschritten einmal mehr völkerrechtswidrig die Grenze zur Ukraine. Es war ein feindlicher, aggressiver und verbrecherischer Überfall, so wie Hitler 1939 Polen überfallen hat. Putin nutzte sogar eine frappierend ähnliche bzw. gespiegelte Rhetorik: In der ukrainischen Regierung würden Nazis sitzen, die das ukrainische Volk als Geisel nähmen. Was für ein schauerliches Märchen, wenn man bedenkt, dass der tapfere ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj selbst jüdischer Abstammung ist.

Zwei Tage nach Kriegsbeginn, am Samstag, 24.2.22, gab es in der deutschen Politik quasi eine 180-Grad-Wende. Die Bundesregierung beschloss die direkte Entsendung von Waffen in die Ukraine sowie die Freigabe aller europäischen Waffen deutscher Produktion zur Weitergabe an die Ukraine (u.a. aus den Niederlande und aus alten DDR-Beständen: Estland), was am folgenden Sonntag durch das deutsche Parlament, den Bundestag, bestätigt wurde.

Fünf Kriegstage sind nun vorbei. Nach des anfänglichen scheinbaren Schockzustandes der Welt gibt es jetzt eine immer gravierendere Isolation Russlands. Sogar die Putins Oligarchen appellieren an den Präsidenten, das Töten gegenüber dem Brudervolk sofort zu beenden. Daneben haben sich ca. 380 Wissenschaftler:innen, darunter 65 von der Akademie der Wissenschaften von Russland gegen den Krieg gestellt. Der Krieg hat so viele verschiedene Facetten. Auf der einen Seite erzeugt er unsagbares Leid in der ukrainischen Bevölkerung. Aktuell ist von bis zu 400.000 Flüchtenden aus der Ukraine die Rede. Andererseits befördert der Invasionskrieg der russischen Armee unter Befehl von Wladimir Putin den Zusammenhalt in der EU und das Zusammenwachsen der internationalen Gemeinschaft. Die EU liefert Waffen an die Ukraine im Wert von 450 Millionen EUR. Dabei darf man nicht außer Acht lassen, dass die Ukraine bis dato ein freiheitliches Land war, wenngleich nicht frei von Korruption. Putins Krieg ist nicht hinnehmbar. Die Unterstützung der Ukraine ist folgerichtig und stringent. Слава Україні!

Die folgenden Fotos habe ich bei der Demonstration am 26.2.22 auf dem Schlossplatz Karlsruhe gemacht.

Alle Fotos: Michael M. Roth, MicialMedia

Im Kontext:
BNN-Artikel: 850 Menschen bei Kundgebung für die Ukraine am Karlsruher Schloss

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