Und jährlich grüßt das Murmeltier …
Leider kein einmaliges oder seltenes Ereignis in Karlsruhe. Im Gegegenteil: Offenbar in Abhängigkeit von der Wetterlage – aus Smoke und Fog wird Smog; fehlender Wind – und womöglich weiteren Faktoren wie die aktuelle Verkehrssituation kommt es gerade in den Herbst- und Wintermonaten in Karlsruhe häufig vor, dass eine erhöhte Luftbelastung direkt wahrnehmbar ist. Dabei ist der Feinstaub so winzig, dass man ihn kaum „schmecken“ dürfte. Gleichwohl hat man beispielsweise morgens beim Lüften der Wohnung, offenbar in Kombination mit erhöhten Stickstoffdioxidwerten dann das Gefühl, man würde Kohlenstaub einatmen; es riecht nach faulen Eiern. Schließlich fragst du dich: „Ist das alles nur Einbildung, bin ich der einzige, der so empfindet, wohl typisch Mimose, was?!“. Hustenreiz und Kopfschmerz legen allerdings eine tatsächliche Belastung der Umwelt nahe.
Um der Sache auf den Grund zu gehen, habe ich schließlich nach „Umweltverschmutzung“, „Luftdaten“, und ähnlichen Keyworten mit regionalem Bezug gesucht. Und siehe da: Sowohl im Bereich Feinstaub als auch bei den Stickstoffdioxiden gibt es erhöhte Werte. Beim Feinstaub (PM 10) haben wir heute, am 28.1.17, 11:00 Uhr, 62 mcg. Im Vergleich zum zulässigen Grenzwert von 50 mcg/m^3 stellt das eine Überschreitung von 24% dar. Stickstoffdioxid (NO2) ebenfalls erhöht: 73 mcg/m^3.
Eine Momentaufnahme von Ende Dezember 2016 zeigt, dass Karlsruhe und Stuttgart auch im deutschlandweiten Vergleich zu den umweltbelasteten Regionen der Republik gehören.
Ungeachtet dieser gerade zur aktuellen Jahreszeit häufig vorkommenden Belastung von Luft und somit der Gefährdung der Gesundheit der Einwohner von Karlsruhe, scheint das Thema in den lokalen Medien eine eher untergeordnete Rolle zu spielen. Natürlich, die Problematik ist per se heikel. Schließlich will man ja die eigene Heimatstadt bzw. die Stadt, in der man lebt, nicht als unattraktiv erscheinen lassen. Auf der anderen Seite könnte man durchaus Zeichen setzen im Sinne einer zukunftsweisenden Umweltpolitik, wenn man sich dediziert mit dem Thema auseinandersetzt und auch die Bevölkerung über Ursachen, Herausforderung und Fortschritte informiert. ka-news hat offenbar vor 2 Jahren, Anfang 2015, das letzte Mal über die Luftqualität in Karlsruhe berichtet. Ein befragter Vertreter der Stadt wies im Artikel darauf hin, dass es in anderen Städten wie Stuttgart und Tübingen ja noch schlimmer wäre mit der Luftverschmutzung. Aber ist dies eine geeignete Geisteshaltung, um Umweltprobleme *in Karlsruhe* in Angriff zu nehmen? Wahrscheinlich waren unsere lieben Stuttgarter Nachbarn nicht gerade erbaut, derartiges über ihre schöne Stadt zu lesen. Zusammenarbeit und Erfahrungsaustausch unter den Städten mit ähnlichen Problemen könnten zielführender sein als der Fingerzeig, der einen vermeintlich selbst nicht so schlimm dastehen lässt.
Ich würde mich sehr darüber freuen, wenn in der öffentlichen Diskussion, sowohl seitens der Stadt und der Medien als auch seitens der Bürger eine größere Offenheit, die auch Selbstkritik einschließen kann, stattfinden würde. Oder dass eine solche überhaupt erstmal in Gang gesetzt wird. Ich sähe das eher als eine Stärke, denn eine Schwäche an. Sicher gibt es diese Diskussion hier oder da schon, nur das die Gesellschaft begleitende „Echo des Internets“ weiß derzeit eher wenig davon; das ist mein Eindruck.
In diesem Sinne bin ich gespannt und nicht komplett ohne Hoffnung in Bezug auf eine bessere Umweltsituation in Karlsruhe und in der Region in den nächsten Jahren mit der Konsequenz einer gesteigerten Lebensqualität für die Bürger der Stadt.