Interview mit Richard Gutjahr im Kontext des Online-Journalismus-Symposiums am ZKM

Am Rande des Online-Journalismus-Symposiums am Zentrum für Kunst und Medientechnologie am 18.9.15 in Karlsruhe befragte ich den engagierten Blogger und Netzjournalisten 2011 Richard Gutjahr zu aktuellen On- und Offline-Themen.

Foto: Michael M. Roth, MicialMedia

Foto: Michael M. Roth, MicialMedia

 

1. Du bist am 29.11.2012 als Speaker bei der 4. Social Media Night Karlsruhe gewesen. Was hat sich seit damals im Netz getan, welche Themen (Apps und/oder inhaltliche) siehst Du als aktuell bzw. relevant an? Ich nehme an, dass Snapchat für Dich derzeit dazu gehört?

Ich erinnere mich noch gut an den Abend! Und wow, hat sich die Welt verändert seitdem. Hättest Du mir damals beispielsweise erzählt, dass sich die größten Zeitungen der Welt darum prügeln, ihre Texte komplett auf Facebook zu veröffentlichen, statt (allein) auf ihrer eigenen Webseite, ich hätte Dich für verrückt erklärt. Oder Apps wie Meerkat oder Periscope! Bei Snapchat habe ich noch einige Hausaufgaben zu machen. Ich kann mich noch nicht mit dem Gedanken anfreunden, dass die Fotos, Videos und Geschichten, die man dort veröffentlicht nach spätestens 24 Stunden futsch sind. Aber hey – vielleicht ist das die Lektion: lernen loszulassen. 😉

2. Welche Unterscheidung machst Du zwischen dem klassischen (Print-) und dem Online-Journalismus? Wie entwickeln sich beide und wie interagieren sie untereinander?

Print ist Gourmet. Online ist Fast Food. Womit ich nicht sagen will, dass es nicht auch tolle, opulente Online-Reportagen oder Projekte gibt. Ich selbst habe gerade erst an einem solchen Mega-Projekt mitgewirkt – http://donottrack-doc.com auf arte. Der Trend ist aber nicht wegzudiskutieren: unterwegs, auf dem Mobilgerät müssen die Inhalte kürzer, schnörkellos, „snackable“ sein.

3. Welche Ursachen siehst Du für die weltweiten Flüchtlingsströme? Wie hätten sich Deutschland und Europa früher verhalten sollen, was können sie (wir!) heute tun?

Der Krieg in Syrien ist bei uns in Vergessenheit geraten, dabei handelt es sich um eine der größten humanitären Katastrophen seit Jahrzehnten. Ich hatte vor zwei Jahren den Entschluss gefasst, mir das Zaatari-Refugee Camp der UN unmittelbar hinter der syrischen Grenze im Norden von Jordanien anzusehen. Das platzte damals schon aus allen Nähten. Eine gigantische Zeltstadt, Zelt an Zelt an Zelt, soweit das Auge reicht. Was wir hätten tun können? Diese Menschen nicht alleine zu lassen. Hilfe zu leisten. Vor Ort und auch bei uns. Hätte man damals begonnen, eine entsprechende Infrastruktur aufzubauen, stünden wir heute nicht vor diesen Problemen.

4. Welches sind Deine aktuellen bzw. bevorstehenden Projekte?

Ich unterrichte neuerdings viel und bin auch sonst oft unterwegs, halte Vorträge, gebe Workshops. Ich freue mich, dass ich bei rp-online.de neben Ulrike Langer und Daniel Fiene eine Tech-Kolumne betreiben darf. Dann berate ich auch weiterhin das Münchner Startup LaterPay, wo sich eine Menge tut. Ansonsten plane ich bis Ende des Jahres ein paar Reportage-Reisen. Kurz: Ich genieße die Freiheiten, die man so hat, als freiberuflicher Journalist.

5. Gibt es noch etwas, das Dir am Herzen liegt und wir mit diesem Interview in die Welt transportieren sollten?

Leute, lernt coden! Code is poetry.

Herzlichen Dank an Richard für das kompakte und inspirierende Interview! Zum Abschluss noch ein paar Eindrücke vom Online-Journalismus-Symposium am ZKM. Mehr Fotos gibt es auf meiner Facebook-Seite https://www.facebook.com/micialmedia bzw. unter dem Deep Link http://bit.ly/richardgutjahrzkm.

Foto: Michael M. Roth, MicialMedia

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