Über den Klout Score und warum er aus heiterem Himmel fällt

Vor über 3 Jahren wurde in San Francisco ein Unternehmen namens Klout gegründet. Klout bezeichnet sich bzw. seinen Dienst als „The Standard for Online Influence Measurement“. Demnach bietet Klout ein frei zugängliches Tool oder Werkzeug an, um den Einfluss einer Person im Social Web auf einer Skala von 1 bis 100 zu messen.

Dies ist objektiv eine schwierige Aufgabe, und der Autor dieses Blogposts gründet seine Aussagen im Wesentlichen auf Erfahrungswissen, das aus dem monatelangen Umgang mit dem Klout Score resultiert, ohne (bisher!) hinter die Kulissen bei Klout geblickt oder konkrete Formeln zur Berechnung gesehen zu haben.

In Gesprächen mit anderen Menschen über Klout wurde mir oft zunächst der Eindruck vermittelt, dass dieser Score nicht wirklich wichtig für sie wäre. Dennoch: Die Menschen schauen sich um, beobachten, was um sie herum geschieht. Selbst ohne notwendigerweise (auf- bzw. ab-) werten zu müssen, vergleichen sie instinktiv. Auch wenn Klout niemals einen Menschen großartig dominieren wird – was sicher auch nicht seine Intention ist – so wird doch hin und wieder mal darauf geschaut, ist man ihm einmal begegnet.

Der Klout Score basiert im Wesentlichen auf drei Säulen:

  • True Reach (Reichweite)
  • Amplification (Verstärkung)
  • Network (Netzwerk)

Die Reichweite macht eine Aussage darüber, wie viele Menschen tatsächlich erreicht werden. Auf Twitter bedeutet das, dass beispielsweise bei 1000 Followern nur noch 500 als „Reichweite“ übrig bleiben. Die anderen gehören einer Menge von Accounts oder Account-Inhabern an, die entweder zu den Bots gehören oder aber einmal gefolgt sind und danach keine Interaktion mehr stattfand. Die Reichweite wird auch definiert als die Menge der Menschen, die man beeinflusst.

Die Verstärkung erzählt davon, wie wahrscheinlich es ist, dass ein Beitrag im Netz einen Dialog oder ein Teilen, bei Twitter wären das „Mention“ und „Retweet“, induziert. Je stärker und häufiger ich also – ob gewollt oder ungewollt – eine Diskussion anrege, um so höher wird dieser wichtige Bestandteil des Klout Score sein.

Der Netzwerk-Wert gibt Auskunft über die Qualität des eigenen Netzwerkes. Mit Qualität ist nicht gemeint bzw. wird nicht hinterfragt, ob die eigenen Kontakte bzw. Follower über Porno oder Porsche reden, sondern ob die mit einem selbst Verbundenen das Medium durchdringen, Themen und Diskussionen über diese voran bringen, was letztlich auch wieder zu einem höheren Klout Score führt. Eine vereinfachte Formel könnte so lauten: Stehst du mit Leuten in ständigem Austausch, die einen hohen Klout Score haben, so wird dein Netwerk-Wert die Tendenz haben, höher zu sein. Das wiederum wirkt sich förderlich auf deinen eigenen Klout Score aus.

Alle drei Subscores, wie sie von Klout auch genannt werden, tragen zum eigentlichen Klout Score bei. Bisher waren es über 30 Variablen, die in die Berechnung eingeflossen sind. Beispielhaft genannt: Anzahl der Tweets, Anzahl der Retweets, das Verhältnis von Following zu Followers usw.

Eine sehr interessante Komponente des Klout Score sind die Topics. Bisher werden diese automatisch erstellt. Hierbei wird versucht, aus einer Menge von thematisch in Verbindung zu bringenden Worten einen passenden Überbegriff zu finden. Demnach könnte eine Phrase wie „As a great photographer I took some smart pictures of her“ zum Topic „Photography“ führen. Sollte Klout einen mit Themen in Verbindung bringen, mit denen man gar nichts zu tun hat oder haben möchte, kann man diese einfach löschen. Allein das Listen eines Topics war bisher mitunter eine Frage der Zeit bzw. der Geduld. Inzwischen hat Klout – für November 2011 – angekündigt, dass man ab einem Klout Score von 40 selbst Topics hinzu fügen kann. Einfluss-Parameter (Wie Zahl der Retweets usw.) und Topics kann man synergistisch als die Macher eines von Erfolg kündenden Klout Score begreifen.

Diese Erkenntnis könnte auch bei der Frage, warum der Klout Score bei ganz vielen Teilnehmern am Wettbewerb um den (nicht nur) virtuellen Einfluss plötzlich signifikant -bei manchen bis zu 20 und mehr Punkte – gefallen ist. Auch nicht unbekannte Namen im Bereich Social Media wie Mario Sixtus (@sixtus 80 –> 66), Klaus Eck (@klauseck 73 –> 66) und Mirko Lange (@talkabout 74 –> 67) sind vom scheinbaren freien Fall des Klout Score betroffen. Ebenso ist der Klout Score des Autors deutlich gefallen (@micialmedia 61 –> 56).

Die offenkundige und von Klout selbst in Erwägung gezogene Ursache für die Aufwertung der „Währung“ Klout Score ist das bereits letzte Woche angekündigte Klout Update und mit dem 26.10.2011 vollzogene Klout Update. Es gab in den 3 Jahren seiner Existenz immer wieder Updates bei Klout. So stieg bei einem Update vor ein paar Monaten bei den (gefühlt) meisten Leuten der Klout Score um einige Punkte. Nun lässt Klout selbst jedoch verlauten, dass es sich um das größte Update in seiner Firmengeschichte handelt. Der artikulierte Anspruch von Klout: Der Klout Score soll nun noch genauer die tatsächlichen Aktivitäten im Netz reflektieren. Zudem möchte man bei Klout nachvollziehbarer aufzeigen, an welchen Stellen man Boden gut gemacht und wo man Punkte oder Bruchteile von Punkten verloren hat. Auch die Zuordnung von Gewinnen und Verlusten zu verschiedenen sozialen Netzwerken wie Facebook oder Google+, die man bei Klout manuell ergänzen kann, soll für den Klout Score User nachvollziehbarer werden. In diesem Kontext wird es interessant sein zu sehen, ob und inwiefern Klout mit seinem Update auch eine Verlagerung oder sinnvolle Konsolidierung bei der Gewichtung der verschiedenen Netzwerk vorgenommen hat. Klout startete mit der Messung und Berücksichtigung von Twitter-Variablen zum Zwecke der Berechnung des Klout Score. Bis heute scheint gegenüber Twitter die höchste Affinität zu bestehen. Obgleich Klout selbst betont, dass die Messzahlen jenes Netzwerkes den größten Einfluss auf den Klout Score haben, in welchem der der Klout Score User am erfolgreichsten ist.

Ich würde das aktuelle Update von Klout nicht unbedingt als glücklich bezeichnen. Zum einen der teils starke Fall des Klout Score bei vielen Leuten. Natürlich auch bei vielen, die „an ihn glauben“ oder dies bisher getan haben. Sie könnten sich nun fragen „Was wurde denn bisher gemessen? Warum treten nun so große Divergenzen auf?“ Außerdem die Methode von Klout, die Werte der letzten 4 Wochen neu zu berechnen, anstatt die Konzession einer Zäsur zu machen. Für Klout gibt es so keinen klaren Schnitt. Aus Sicht des Klout Users könnte es den negativen Beigeschmack geben, nicht nur im Score gefallen zu sein, sondern auch über den ganzen vergangenen Monat hinweg stetig sinkende Werte aufzuweisen.

Trotzdem. Wir leben in einer schnelllebigen Zeit. Das mag auch die Chance von Klout sein. Die Dinge sind so im Fluss, dass sich in 2 … 3 Monaten vielleicht nur noch wenige Leute an ihren Klout Score vor dem großen Update erinnern werden.  Die langfristige Herausforderung für Klout wird sein, die Rolle als „Standard for Influence Measurement“ auszufüllen und die Klout Score User, Menschen wie du und ich im realen Leben und in der virtuellen Präsenz, von Sinn und Mehrwert des Klout Score zu überzeugen. Aus Anwendersicht zeigt sich die Challenge, den Klout Score weniger als Gaming-Instrument zu betrachten, sondern eher als Modell oder Spiegel für sinnvolle Kommunikation im Netz, die letzten Endes auch als Katalysator für reale, menschliche Beziehungen dienen kann.

Ich verweise gerne auf einen Artikel von Erik Frömder, den er für Social Media Evolution geschrieben hat. Dort geht es um die sogenannten Perks („Schnäppchen“) und weitere Anreize für Klout Fans.

[Nachfolgend: Update vom 13.12.2011]


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4 Antworten zu Über den Klout Score und warum er aus heiterem Himmel fällt

  1. Marco sagt:

    Wirklich guter Artikel! Das aktuelle Update von Klout kann man in der Tat wohl nicht als glücklich bezeichnen. Mal sehen wie es weiter geht mit Klout 🙂 Grüße aus Südamerika

  2. Danke für den tollen Beitrag. Ich habe mich bei Klout.com angemeldet habe aber nie das Prinzip ganz verstanden. Jetzt ist mir vieles erklärlich. Grüße aus Hamburg

  3. Sehr gute Erläuterung, nun begreife ich endlich Klout. Ich denke dieses Webtool macht schon Sinn, vor allem für Blogger und Publisher. Mich hat meine Einflussnahme im Web selber überrascht.

  4. TinoTLC sagt:

    Klout ist ein super vielversprechendes Tool, das dabei helfen kann, Influencer zu identifizieren. Man sollte aber nicht der Annahme verfallen, dass Klout einem auch wirklich zweifelsfrei (oder manchmal auch nur annähernd) sagen kann, wer denn ein Influencer für das eigene Vorhaben ist. Solis hat das in seinem The Rise of Digital Influence Report gut herausargumentiert. ich hab den Report hier (http://tlc-marketing-blog.com/2012/03/28/digital-influence-marketing-lieber-einflussreicher-nutzer-bitte-weitersagen/) mal auf Deutsch aufgearbeitet und reflektiert.

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